Bauen mit dem digitalen Zwilling

bendl aus Günzburg setzt auf die Digitalisierung des Bauens

Allgäuer Wirtschaftsmagazin Ausgabe 2 | 2021

Noch bevor die ersten Bagger auf der bendl-Baustelle auffahren, das Fundament gegossen oder der erste Stein gesetzt ist, kennen Bauherr, Architekt und Fachplaner ihr Gebäude schon im Detail. Sie sind durch die einzelnen Räume spaziert, haben Anschlüsse, Leitungen und Statik inspiziert und die Möbel eingepasst. Böse Überraschungen vor Ort? Gibt es dann nicht mehr. Denn von der Wohnanlage in Günzburg, die mit 21 Wohneinheiten Ende 2023 fertiggestellt sein soll, existiert bereits heute ein digitaler Zwilling.

Mit BIM, der Building-Information-Modeling-Planungs- und Prozessmethode, wird nicht nur das Bauen digital, sondern jeder einzelne Planungsschritt erhält sein Abbild in 3D. bendl-Geschäftsführer Stefan Wiedemann spricht von einer längst überfälligen Revolution in der Baubranche und ist stolz, dass sein Unternehmen darin eine Vorreiterrolle annimmt. So eröffnet die
BIM-5D-Methode allen Beteiligten den stetigen Datenaustausch, eine zuverlässige Kommunikation und neue Möglichkeiten der transparenten Kooperation. „Was wir erfahrbar machen, ist die konsequente und für alle Akteure offene Visualisierung eines Bauvorhabens“, erklärt Wiedemann.

„Die Zukunft der Baubranche liegt in der Kooperation. Das gemeinsame Arbeiten schafft bei allen Beteiligten mehr Verständnis und hilft so, Schnittstellenfehler zu minimieren.“Michael Maurer, Abteilungsleiter Schlüsselfertiges Bauen, bendl Bauunternehmen

Michael Maurer vom Bauunternehmen bendl in Günzburg

Mit Röntgenblick durchs Gebäude

Elisabeth Mayr ist die BIM-Spezialistin im Hause bendl und von der digitalen Planungs- und Prozessmethode ebenso überzeugt wie der Unternehmenschef: „Jede Etappe eines Bauvorhabens, Werkpläne, Anschlussdetails, Materialmengen- wie Kostenkalkulationen fließen in die BIM-Gebäudemodelle mit ein“, beschreibt es Mayr. „So behalten nicht nur Bauherr und Planer den Überblick, das gesamte Bauvorhaben verbessert sich in Qualität, Kostensicherheit und Zeitplanung.“

Und Michael Maurer, Leiter des Bereichs Schlüsselfertigbau ergänzt: „Mit BIM geht kein Detail mehr verloren. Alle Akteure wissen Bescheid – auch über andere Planungsbereiche hinaus. Durch diese Transparenz werden Fehlerquellen minimiert und Kosten gespart.“

Tatsächlich sind Abteilungsleiter Maurer, Expertin Mayr und das gesamte bendl-Team begeistert von BIM. Als Geschäftsführer Wiedemann vor drei Jahren die Vision einer digitalisierten Planungs- und Prozessmethode entwarf, schien die analoge Bauwelt noch nicht reif dafür. Doch die Ingenieure, Architekten und Fachplaner von bendl sowie viele Partner-Handwerksbetriebe
fingen Feuer für das Pilotprojekt. Und Wiedemann, der Visionär, erkannte die Potentiale, schulte seine Mitarbeiter in der Anwendung der 5D-BIM-Methode und implementierte BIM fest im Unternehmen.

Wohnanlage als erstes großes openBIM-Projekt

Stefan Wiedemann vom Bauunternehmen bendl in Günzburg

Mit einer erfrischenden Motivation und der Lust auf „learning by doing“ setzt das Bauunternehmen heute mit seinen Partnern ein erstes großes Wohnprojekt mit openBIM und damit in einer softwareunabhängigen Zusammenarbeit um. Dabei geht es um eine Wohnanlage im Zentrum von Günzburg mit Tiefgarage, um ein mehrgeschossiges Holzhybridgebäude, barrierefrei und ökologisch im KfW40-Standard konzipiert. Sicherlich kein Haus von der Stange, sondern ein anspruchsvolles Zukunftsprojekt. Die Eingabeplanung erfolgte im März 2021, im Mai soll
die detaillierte Ausführungsplanung folgen.

„Wir gehen seit jeher motiviert und smart an unsere Bauprojekte heran.“ Stefan Wiedemann, Geschäftsführer bendl Bauunternehmen.

 

„Dieses Bauvorhaben bis in letzter Konsequenz als offenes, digitales Projekt durchzuziehen, ist für alle Beteiligten neu“, erklärt Michael Maurer. „Wir stecken bewusst mehr Zeit in die Planung, erwarten dann aber eine enorme Zeitersparnis und klare Qualitätsvorteile in der Abwicklung und Umsetzung vor Ort.“ Von der  Tragwerksplanung, bis zum Fassadenbau und der Haustechnik ist jeder Fachplaner und jedes Gewerk in die BIM-Planungs- und Prozessmethode integriert. Der Datenaustausch funktioniert dabei über die IFC-Schnittstelle, ein weltweit einheitliches Standardformat von BIM-Modellen.

Auf dem Tablet nimmt der Bauherr jederzeit Anteil an den einzelnen Zeichnungen und Planfortschritten. Die Möglichkeiten von BIM sind dabei nicht allein während der Bauzeit von Vorteil. Über die gesamte Lebensdauer eines Gebäudes hinweg können Produktdatenblätter, BILDER: BAUUNTERNEHMEN BENDL Wartungsintervalle und Informationen zum Facility
Management dokumentiert werden. Das erleichtert später auch eventuelle Umbau- oder Erweiterungsmaßnahmen.

„Dann muss keiner mehr im Archiv nach alten Ordnern kramen“, sagt Michael Maurer und grinst. Dank BIM rückt das nachhaltige Planen und Bauen immer mehr in den Fokus von Architekten, Bauherren und Bauunternehmen wie der Firma bendl. So wird die Planungs- und Prozessmethode künftig einen sehr wertvollen Beitrag für effiziente und nachhaltige Bauvorhaben und eine enkelfähige Zukunft leisten.

Bereits jetzt sind weitere Bauprojekte mit der BIM-Methode in der Vorplanung. Dafür eignen sich laut Abteilungsleiter Maurer unterschiedliche Vorhaben im Industrie- und Gewerbebau, Mehrfamilien-Anlagen, Showrooms und Einkaufszentren, und, und, und… Alles, was es braucht, ist Offenheit gegenüber digitalen Prozessen und die Bereitschaft zum Teamwork. „Wir sind überzeugt, dass  partnerschaftliches Bauen die Zukunft ist.“ Maurer betont, dass gerade dieses von Grund auf kooperative Modell eine transparente und absolut wirtschaftliche Bauabwicklung, höchste Qualität und damit zufriedene Kunden gewährleistet. Und das sei es doch, was den Schlüssel zum Erfolg ausmache.